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Der Schöpfungsmythos

Der Schöpfungsmythos des Landes

...Der Drachensohn und Tian Huang Di? Bei meinen Ahnen, nein! Das sind keinesfalls die gleichen Wesen! Tian Huang Di ist unser Schöpfer, er ist der himmlische Drache. Es mag für Euch schwer zu verstehen sein, doch der Drachensohn ist kein Gott, wohl eher das, was Ihr einen Dämonen nennen würdet. Er herrscht über das Reich von Da Xin, der "Provinz des großen Herzens", aus. Es heißt er habe Tian Bao, die "Himmelsfeste" seit Jarhunderten nicht verlassen. Es heißt, er sammle seine Kräfte, um das Reich wieder zu einen seine Herrschaft über alle Reiche auszuweiten.
Von Tian Huang Di, unserem himmlischen Herrscher wissen nur noch wenige unseres Volkes. Sie beten, leben, arbeiten und sterben für den Drachensohn, den falschen Gott. Ich bin ein Bewahrer der alten Schriften, so wie mein Vater, sein Vater vor Ihm und all unsere Ahnen. Warum ich Dir davon erzähle? Weil Dein Chi mir verrät, dass Du reinen Herzens bist und noch wichtige Dinge zu vollbringen hast, hier in unserem Lande. Nein, ich bringe mich nicht in Gefahr, indem ich Dir all dies erzähle.Wer würde einen alten Narren wie mich schon ernst nehmen? Doch nun trinke und lausche meiner Geschichte...

Am Anfang war Tian Huang Di - der himmlische Herrscher,...Verzeihung, es muß heißen Tian Long, der himmlische Drache. Denn damals gab es noch keine Welt, über die er herrschen hätte können. Doch da war noch sein Bruder Yue Long, der Monddrache. Damals waren der Himmel und die Erde noch eins - ein Kosmos. Die Brüder fühlten sich nach Jahrtausenden der Wanderung durch diesen Kosmos allerdings sehr einsam und so schuf Tian Long die Götter und Geister, während Yue Long die Menschen hervorbrachte. Der Monddrache liebte seine Geschöpfe sehr. Er verbrachte viel Zeit unter Ihnen beobachtete ihre Entwicklung, lauschte ihren Gedichten und Ihrer Musik. Auch die anderen neu erschaffenen Götter wandelten zwischen den Menschen. Doch nicht alle Menschen waren reinen Herzens und diese schürten den Neid unter den Göttern auf die Drachenbrüder. Es kam die Zeit, als Tian Long wieder einmal allein den Kosmos durchstreifte und die Menschen nun ihre Chance sahen: Durch Ihren korrumpierten Geist, zogen sie zusammen mit einigen der Götter gegen Ihren Schöpfer aus und erschlugen Ihn. Unter einem gewaltigen Aufschrei stürzte Yue Long, von seinen geliebten Kindern betrogen, zu Boden und 3 Tage erbebte die Erde unter seinem Aufschlag. Sein Leichnahm versteinerte und formte Berge und Täler dieses Reiches. Sein niemals endendes Weinen schuf Long Chiang, den Drachenfluß.
Durch den Todesschrei seines Bruders zurückgerufen sah Tian Long, was die von seinem Bruder so sehr geliebten Kinder ihrem Vater angetan hatten. Grenzenlos war sein Zorn und seine Trauer. Mit einem gewaltigen Hieb trennte er den Himmel von der Erde und verbot den unschuldigen Göttern jemals wieder auf der Erde unter Menschen zu wandeln. Sein Zorn auf die Menschen entlud sich in unglaublichen Katastrophen, welche die Menschen für ein ganzes Jahr heimsuchen sollten: Erdbeben ließ ihre Häuser zusammenstürzen, Flutwellen zerstörten Schiffe und ganze Städte, Vulkane erhoben sich aus der Erde und spien Tod und Verderben.
Dennoch brachte er es nicht über sich, die Menschen, welche sein Bruder so sehr geliebt hatte, auszulöschen. Und so ließ er die Erde nach fünfzehn Tagen wieder zur Ruhe kommen. Statt sie zu vernichten erschuf er einen gigantischen unüberwindbaren Felswall um den kleinen Teil des einst so großen Reiches, in welchen sich die Überlebenden geflüchtet hatten. Rund um die Küsten schuf er einen undurchdringlichen Nebel, aus welchem niemand, der jemals versuchte ihn zu durchfahren jemals wieder heraus kam. Die Menschen sollten ihre Chance bekommen, Buße zu tun. Drei mal fünf Zyklen sollten sie büßen, eingesperrt in ihrem kleinen Reich.
Danach wandte er sich den verräterrischen Göttern zu, jagte jeden einzelnen von Ihnen, zerschmetterte Ihre Körper und entriss ihnen ihre leuchtenden Seelen und verstreute sie über den Nachthimmel, als dass sie des Nachts Wanderern und Seefahrern als Sterne den Weg weisen sollten. Den Rest ihrer finsteren Existenz verbannte er in die Niederhöllen - die Unterwelt, wo sie als finstere Götter, Dämonen und Geister ziellos umherstreifen, nur noch ein Schatten Ihrer einstigen Existenz.
Tian Long rettete die in Trauer umhertreibende Seele seines Bruders, formte aus Ihr eine leuchtende Erscheinung und brachte sie hoch hinauf zum Nachthimmel, wo Yue Long jedes Mal von Abenddämmerung bis Morgengrauen über seine Kinder auf Erden Wacht, während sein Bruder mit seinem Licht und seiner Wärme jeden Tag mit Leben füllt.
Drei mal fünf Zyklen sind seitdem vergangen. Vor knapp zwei Jahren erschütterte ein gewaltiges Beben den größtenteils unbewohnten nördlichen Teil des Reiches und ein kleiner Teil des gigantischen Walles stürzte in sich zusammen. Fast gleichzeitig kam im Süden ein großer Sturm auf und am darauffolgenden Tage war der Nebel verschwunden.
Tian Long, nun also Tian Huang Di, hatte uns vergeben. Unsere Zeit der Sühne ist vorüber. Wir sind endlich wieder frei!
Nun ja, fast. Die Ankunft der Drachensöhne, wie sie sich nannten vor einigen hundert Jahren war der Beginn einer weiteren dunklen Epoche, ebenso wie das wiedererstarken eines uralten finsteren Gottes, welcher als Gottkaiser, der sich selbst Rahutep nannte, für viele Jahrhunderte vom westlichen Teil dieses Reiches aus für lange Zeit herrschte, bis die fünf Drachensöhne ihn in einem langen Krieg vernichteten. Vier der fünf Drachensöhne wurden dabei ebenfalls ausgelöscht, doch der Letzte zog sich weit in den Süden des Reiches zurück, unfähig, in seinem geschwächten Zustand über das gesamte Reich zu gebieten. Seit Jahrhunderten sammelt er nun seine Kräfte. Aber Tian Huang Di hat uns nicht vergessen. Er wird uns beistehen in dieser neuen schweren Zeit des zweiten Beginns. Und auch die anderen guten Götter haben sich uns wieder zugewandt, die Ahnen flüstern es. Ich vernehme ihre freudigen Stimmen jede Nacht. Sie sprechen zu mir im Gebet und im Schlafe.
Bleib noch etwas Fremder! Trink noch Wein und iss Reis und Ente! Unser Glück soll auch Dein Glück sein!